Besonders in der Welt der Sozialen Medien spricht man von sogenannten Filter Bubbles – Filterblasen. Damit ist gemeint, dass innerhalb dieser Blasen vorhandene Information durch Personlisierung von Algorithmen und gleichzeitig der vermehrten Bestätigung durch Gleichgesinnte verstärkt wird. Damit wird Meinungsvielfalt reduziert, die Möglichkeit kritischer Betrachtung fast unmöglich gemacht und oftmals nicht validierte und zweifelhafte Aussagen als Tatsachen dargestellt.


Einerseits mag es für Teilnehmer an Freundesrunden die gewünschte Anerkennung bringen, innerhalb solcher Meinungsblasen Zustimmung zu erhalten. Andererseits kann in diesem Zusammenhang weder von freier Meinungsäußerung die Rede sein, noch kann ernsthaft davon ausgegangen werden, dass diese Art von Kommunikation Erkenntnis-gewinn bringt.
Den Begriff der Filter Bubble kennt man seit der Herausgabe des Buches

„The Filter Bubble: What the Internet is Hiding From You“

Pariser, Eli: The Filter Bubble: What the Internet is Hiding From You. Penguin Press

in dem der Autor darlegt, wie die Nutzung des Internets durch Personalisierung, Geolocation, vergangene Suchen und besuchte Websites etc. unsere Informationsfreiheit einschränkt.


Wir haben es also mit technisch begründeten Gegebenheit zu tun, die auf der Basis des Austausches von Datenpaketen diese Form von Information und Kommunikation, wie wir sie derzeit kennen, erst möglich macht. Darauf aufbauend nutzen Unternehmen mit vorwiegend ökonomischen Interessen datenspezifische Information zur Optimierung ihrer Dienste. Im Rahmen dieser Dienste werden psychologische Aspekte genutzt, um eine möglichst große Zahl von Anwendern so intensiv wie möglich an diese Dienste zu binden und dadurch eine sich wiederholdene Nutzung zu gewährleisten. Zur gleichen Zeit werden diese Anwender zu Multiplikatoren, indem sie ihren Freundeskreis mit in diese Dienste einbringen – einerseits durch die Aufforderung in den Anwendungen, ihre Kontake zu verständigen – eigentlich offen zu legen – andererseits durch die, mittels der Netzwerkeffekte bedingten, Freundescluster.

Die Darstellung dieser Bubbles lässt manchen Beobachter daran zweifeln, ob das Internet in seiner Struktur die Versprechungen halten kann, die man sich in den Anfängen des WWW gemacht hat. Dass diese beobachteten Entwicklungen nicht die Intention der Erfinder waren, lässt sich auch von diversen Statements der vor 20 und mehr Jahren maßgeblich an der Gestaltung des Internets beteiligten Personen ableiten. So unterstützt auch Sir Tim Berners Lee, der Erfinder der HTML Sprache und damit der Grundlage des WWW mit seiner WorldWideWeb Foundation Initiativen, das Web für alle Menschen zu einem nützlichen Werkzeug zu machen – was eigentlich die Intention von Beginn an war.


Daraus könnte man die Frage ableiten, wie es denn möglich war, dass das Web sich zu dem entwickelt hat, was es heute ist. Das hat sicherlich vielfältige Gründe – im Zusammenhang mit dem Begriff der Bubbles wollen wir uns allerdings einen Aspekt ansehen, der genau damit zu tun hat. Zwar nicht die Bubbles, die auf Basis der technsichen Infrastruktur entstanden sind, wie sie vorher kurz angedeutet wurden, sondern eine andere Art von Blase:
Beobachtet man die Unternehmen, die im Internet Dienste anbieten, welche große Zustimmung erhalten und damit exponentielle Zuwächse an Nutzern und Umsätzen erreichen, stellt man fest, dass diese in besonderen ortsbezogenen Umgebungen entstehen. Manche Länder und Gemeinden richten bewusst sogenannte Start-Up Cluster oder Start-Up Hubs ein, in denen sowohl die Voraussetzungen für solche Unternehmen speziell gegeben sein sollen, als auch die Ergebnisse mittels Kooperationen und gegenseitiger Unterstützung besonders gefördert werden sollen. Als Vorlbild wird dafür meist das „Silicon Valley“ genannt.


Das Silicon Valley gilt als Synonym für erfolgreiche IT- und Hightech Unternehmerschaft. Dies wird durch die Liste der vor Ort präsenten Unternehmen bestätigt. So finden sich in dieser Gegend südlich von San Francisco namhafte Unternehmen wie Apple, Intel, Google, AMD, SanDisk, Adobe, Symantec, Yahoo, eBay, Nvidia, Hewlett-Packard, Oracle, Cisco, Facebook und Tesla. Eine Tasache, die einerseits dieses Tal berühmt gemacht haben, andererseits an ein Phänomen erinnern, das in der Soziologie als Segregation beschrieben wird – mit einer durchaus negativen Konnotation. Segregation bedeutet, dass in einem begrenzten Gebiet eine bestimmte Gruppe konzentriert auftritt, was mit sich bringt, dass damit andere Gruppen stark unterrepräsentiert sind.


Im Falle des Silicon Valley bringt dies mit sich, dass über Jahrzehnte eine Tech-Bubble entstanden ist, in der Ideen und Projekte kreiert werden, die mit der realen Welt der Menschen nur mehr insofern zu tun hat, als diese Welt im kyberntischen Sinne Elemente und Produkte der Steuerung darstellen. Wie sonst könnte jemand wie Mark Zuckerberg auf die Idee kommen, mittels Facebook die Zukunft der Welt gestalten zu wollen? Wenn jemand wie er sagt,

„Bauen wir an einer Welt, die wir alle wollen“

Mark Zuckerberg https://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-mark-zuckerberg-schreibt-ueber-die-zukunft-der-welt-a-1135086.html

– so ist für alle, die nicht im Silicon Valley ihren Platz auf dieser Welt gefunden haben, klar, dass es sich dabei um eine Welt handeln muss, wie alle aus dem Silicon Valley sie haben wollen. Dies kann für den Rest der Welt nichts Gutes bedeuten, denn die Realität des Silicon Valley steckt in der eigenen Bubble

Die TV-Comedy Serie „Silicon Valley“ nutzte diese Eigenheit als Grundlage und zeichnet ein Szenario, das die vorhandene soziale Inkompetenz bei gleichzeitiger Genialität im IT-Bereich aufs Korn nimmt und damit als Sitcom Erfolge feiert.
Der Bericht einer Praktikantin bei Google verfestigt den Eindruck der ungesunden Segregation und kulminiert in der Feststellung, dass diese Clusterbildung im Tech-Bereich zum Problem zu werden droht:


„Tech has an enormous bubble problem, and Silicon Valley is its epicenter “

Day, Naomi: My Summer Internship at Google Turned Me Off Silicon Valley Forever – online: https://onezero.medium.com/my-summer-internship-at-google-turned-me-off-silicon-valley-forever-37a978fc7da8