Die technische Welt der Computernetzwerke begann in den 1960er-Jahren Form anzunehmen. In den späten Jahren dieses Jahrzehnts waren neben Vernetzung von Militär und Universitäten – das ArpaNet startete 1968 als Kooperation zwischen US Air Force und Massachusetts Institute of Technology (MIT) – bereits Netzwerktopologien in der Verwaltung von Unternehmen im IT, Banken- und Versicherungsbereich in Betrieb.

Diese Netzwerkstrukturen verbanden in der Regel sogenannte Mainframe Computer (Zentral- oder Großrechner) mit Terminals, die gemeinsam mit Lochkartenlesern als Eingabestationen dienten. Diese Rechner konnten schon zu dieser Zeit mehrere Arbeitsgänge parallel durchführen. Speziell in Unternehmen, die einen Filialbetrieb mit ständig verfügbarer Anbindung benötigten – damals vornehmlich Banken und Sparkassen mit dem Girogeschäft – wurden die Verbindungen über analoge Telefonleitungen mittels Modems (Modulator – Demodulator) bewerkstelligt. Dies nicht in Echtzeit, wie weltweite Verbindungen heute, die anfallenden Transaktionsdaten wurden zu bestimmten Zeiten übertragen und danach verarbeitet, sodass die Daten jeweils tagesaktuell verfügbar waren.* Mit der Steigerung von Datenmengen und gleichzeitiger Erfordernis, diese Daten möglichst aktuell zu halten, stiegen auch die Ansprüche an die Ausgestaltung der Netzwerke, sowohl in technischer als auch topologischer Hinsicht. Es war also notwendig, sich mit dem strukturellen Aufbau solcher Netzwerke zu befassen. Da es bei der Verarbeitung von Daten, egal ob im militärischen, universitären oder unternehmerischen Umfeld, immer um die Sicherheit bei Übertragung, Verarbeitung und Speicherung geht, war die Ausgestaltung der Übertragungswege und die damit gewährleistete Verfügbarkeit der Daten, ein essenzieller Bestandteil der Überlegungen. Es lohnt sich, im Sinne der angesprochenen Path-Dependence, diese Entwicklung unterschiedlicher Netzwerke zu betrachten.

* Der Autor war in dieser Zeit auf OS/360 und OS/370 Mainframes von IBM im Bankenbereich tätig.

 

Die Begriffe Netzwerke oder des Netzwerkens sind allgegenwärtig und im Sprachgebrauch nicht nur an eine technische Ausgestaltung zur Übertragung von Daten gebunden. Interessierte BeobachterInnen werden in unterschiedlichsten Bereichen Strukturen und Relationen entdecken, die als Netzwerke bezeichnet werden können. So findet man Netzwerke

im Internet als technische Basis, als Struktur der Verlinkung von Webseiten oder in der Form von Kommunikationswegen

in der Gesellschaft als soziale Struktur – im Wirtschaftsleben als aktive Tätigkeit der Geschäftsanbahnung = Netzwerken

beim Lernen als Artificial Neural Networks

in der Biologie, bei der Beobachtung menschlichen Mobilitätsverhaltens und bei der Verbreitung von Bakterien und Viren** – also sowohl im technischen als auch im biologischen Bereich (Karban, 2015, S 44)

** eine Betrachtungsweise, die zur Zeit der Covid-19 Pandemie besonders aktuell erscheint