Fast ein dreiviertel Jahrhundert ist seit der Veröffentlichung von Alan Turings Paper „Computing Machinery and Itelligence (1950)“ vergangen, in dessen erstem Kapitel er das „Imitation Game“ beschreibt. Ein Frage und Antwort Spiel, bei dem ein Mensch Fragen stellt und jeweils ein Mensch oder ein Computer Antworten gibt. Würde von dem fragenden Menschen eine Antwort des Computers als eine menschliche Antwort eingeschätzt werden, so könnte man meinen, dass der Computer „denken (think)“ könne.

In dem Fall hätte der Computer das „Imitation Game“ für sich entschieden. Der Turing Test war geboren und damit die Zeit, in der man davon sprechen konnte, dass Maschinen denken (können) und somit intelligent sind. Dies unabhängig von der Tatsache, dass der Begriff der Intelligenz bis heute nicht klar definiert werden kann. Im Allgemeinen spricht man von der „Fähigkeit, sich in neuen Situationen zurechtzufinden und Aufgaben durch denken zu lösen“ [NDR / Ratgeber Gesundheit].

Zu bedenken gibt es auch, dass die Bestimmung ob jemand / oder ein Computer / oder heutzutage ein KI System / als intelligent zu bewerten ist, dem Menschen obliegt, der in diesem Spiel die Fragen stellt. Das bedeutet, dass die Behauptung von Intelligenz jeweils dem Beobachter obliegt. D.h. auch, dass eine so dahingesagte Bemerkung wie „es kommt mir so vor, als wäre der Computer intelligent“ in der Folge leicht als eine Behauptung, dass Computer intelligent seien interpretiert werden kann.

Die Auseinandersetzung mit KI hat in den letzten Jahren besondere Aufmerksamkeit erhalten und ist derzeit täglich sowohl in Medien, egal ob online oder offline präsent. Dieses Ausmaß von Aufmerksamkeit manifestiert sich im ökonomischen Bereich als Teilhabe am Markt, im politischen Bereich führt es zu vermehrter Dominanz wenig komplexer Ideologien und der Minimierung des Diskurses. Sogenannte soziale Netze bieten der Allgemeinheit Werkzeuge, mit denen jeder und jede Einzelne die Prinzipien dieses Spiels um Aufmerksamkeit in der eigenen Umgebung und darüber hinaus anwenden kann. Dabei geht es weniger um ökonomische, macht- oder marktpolitische Aspekte. Die Währung, in der hier bezahlt wird nennt sich Follower, Friends, Likes, Retweets.

In den Bereichen, in denen die Messung der Aufmerksamkeit zum Maßstab für Erfolg und Anerkennung wird, dient dies im Sinne der Netzwerktheorie der Stabilisierung von Strukturen und einer damit verbundenen Reduktion von Komplexität. Dies mag bis zu einem gewissen Grad vorteilhaft sein. Doch bei fortschreitender Stärkung der starken Netzwerkknoten wird die Adaptionsfähigkeit des Systems zusätzlich reduziert, da die Ressource Aufmerksamkeit sich zu sehr auf die bereits bestehenden Hubs innerhalb des Netzwerks konzentriert.

Mit der Globalisierung der Netzwerke wird diese Tatsache zusätzlich zu einer Frage des Einkommens. Denn „bemerkenswert ist, dass die Aufmerksamkeit … eine Rolle nicht nur als knappe Ressource, sondern auch als Form des Einkommens spielt. In der Informationsökonomie . . . macht die Aufmerksamkeit dem Geld Konkurrenz.“ [Franck, 2014]