Was wäre das WWW ohne Bilder und Grafiken? Soziale Netzwerke und Messenger wären ohne Selfies und allerlei andere Fotos nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit ihrer Nutzer so zu bedienen, wie sie es tun. Das Netz ist für viele zu einem Mitmach-Medium geworden, besonders seit sich die Nutzung der digitalen Medien mittels Smartphones etabliert hat.
Mit massenhaft hochgeladenen Fotos und Videos entstehen riesige Datensammlungen, die gleichsam zur Auswertung auffordern. Sucht man nach „Recht am eigenen Bild“, so liefert Österreichs Digitales Amt folgende Erklärung:

„Das Recht am eigenen Bild ist wie das Namensrecht ein Persönlichkeitsrecht.“

Österreichs digitales Amt https://www.oesterreich.gv.at/themen/bildung_und_neue_medien/internet_und_handy___sicher_durch_die_digitale_welt/7/Seite.1720440.html abgerufen: 12.7.2020


Mit der Veröffentlichung des eigenen Bildes auf diversen online Plattformen verzichtet man damit eigentlich auf ein ziemlich wertvolles Recht, denn sowohl „Soziale Medien“, Suchmaschinen und seit neuester Zeit auch Anbieter von Gesichtserkennungssoftware nutzen die online verfügbaren Bilder für ihre Dienste – und verdienen damit. Nutzer, die ihre Bilder auf sozialen Plattformen hochladen, bezwecken wohl deren Verbreitung. An den Nebeneffekt, dass eine Suche nach Bildern mit Google auch viele persönliche Fotos enthält, hat man sich gewöhnt.

In der Zwischenzeit jedoch sind Dienste entwickelt worden, die weit darüber hinaus die im WWW vorhandenen Portraitfotos und Fotos, die Gesichter erkennen lassen, nutzen – für Gesichtserkennung und damit verbundene kostenpflichtige Dienste. Im Jänner 2020 wurde bekannt, dass eine Firma namens Clearview AI eine Softwarelösung zur Gesichtserkennung entwickelt hatte, die hauptsächlich im Bereich us-amerikanischer Behörden eingesetzt wurde. Die Beamten hatten diese App eingesetzt, ohne sich über die Funktionsweise und die Personen hinter dieser Firma im Detail informiert zu haben. Die New York Times titelte:

The Secretive Company That Might End Privacy as We Know It.

New York Times: https://www.nytimes.com/2020/01/18/technology/clearview-privacy-facial-recognition.html abgerufen: 12.7.2020

Die Datenbasis für diese Lösung: online frei im Netz verfügbare Bilder von Personen, also wahrscheinlich auch von Ihnen, mir, den Nachbarn …


Gleiches, mit einer leicht veränderten Geschäftsidee dahinter – und mit einem besonderen Argument, das Nutzer dazu verleiten soll, ihre Bilder in die Datenbank der Anbieter hochzuladen, wurde am 10.7.2020 von Netzpolitik.org veröffentlicht.

„PimEyes – Eine polnische Firma schafft gerade unsere Anonymität ab“

Netzpolitik.org https://netzpolitik.org/2020/gesichter-suchmaschine-pimeyes-schafft-anonymitaet-ab/ abgerufen: 12.7.2020

Die Firma PimEyes hat angeblich 900 Millionen Fotos von Gesichtern aus dem Netz in einer Datenbank gespeichert und bietet den Abgleich mit diesen Daten im Rahmen eines Abonnements an. Gleichzeitig wird angeboten, die persönliche Privatsphäre zu schützen, indem man sein eigenes Bild zur Verfügung stellt – nicht indem man es hochlädt, sondern als Aufnahme mit der im Smartphone oder Notebook integrierten Kamera, um sicher zu gehen, dass man das eigene Konterfei hochlädt. Danach könnte man überprüfen, wo im Netz man schon verewigt wäre. Dies soll dazu angetan sein, die Privatspäre zu schützen, nachdem man zuvor das Recht am eigenen Bild verschenkt hat. Ein mehr als problematisches Service, nicht nur weil Netzpolitk.org dies feststellt, sondern weil kurz zuvor eine Meldung durch die Medien ging, dass beim Einsatz von Software zur Gesichterkennung die Polizei von Detroit festgestellt hatte, dass bei

96% der Fälle die Ergebnisse falsch waren.

DerStandard https://www.derstandard.at/story/2000118416980/polizei-von-detroit-gesichtserkennung-liegt-in-96-prozent-der-faelle 30.6.2020 – abgerrufen 12.7.2020

Das konkrete Problem dabei – afro-amerikanische und asiatische Fotos würden nicht korrekt erkannt – was zu einer Diskriminierung dieser Personengruppen führt. Dies hätte zur Folge, dass die Anwendung der Software reguliert werden sollte.


Der oft beschriebene „Digital Divide“ wird mit Hilfe solcher Dienste nicht aufgehoben, sondern maßgeblich verstärkt, die Kluft damit tiefer.