Stanley Milgram hatte 1967 eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem Abstand der Bekanntheitsgrade von Menschen auseinandersetzte – die Studie ergab einen Abstand von 5,5 (aufgerundet 6), woraus sich die Begriffe „Six Degrees of Separation“ und „Small World Phenomenon“ ableiteten.
Milgram hatte insgesamt 160 Postkarten mit Adressen verteilt, mit der Auflage diese Postkarten ausschließlich an Personen weiterzuleiten, die persönlich bekannt waren, um die Karten möglichst rasch dem Bestimmungsort zukommen zu lassen. Nach wenigen Tagen erreichte die erste Nachricht ihr Ziel über nur zwei Zwischenstationen an und es stellte sich schließlich heraus, dass 42 der 160 Karten ihr Ziel erreichten, manche über zwei, manche über fast ein Dutzend Stationen. Im Durchschnitt ergaben sich daraus 5,5 (aufgerundet 6) = „six degrees of separation

Dieses „kleine Welt Phänomen“ kann auf unterschiedlichste Themenbereiche umgelegt werden. So verdeutlicht Albert Laszlo Barabasi den Ablauf von Viren- und Krankheitsübertragung mit dem Bespiel eines aidskranken Flugbegleiters, der mittels seiner häufigen sexuellen Kontakte zur Verbreitung von Aids wesentlich beigetragen hat. Diese Feststellung legt nahe, dass es Menschen mit mehr Kontakten zu anderen
gibt und welche mit weniger. Ein ähnliches Beispiel, mit weniger dramatischen Auswirkungen ist in der SchauspielerInnendatenbank (http://oracleofbacon.org) abgebildet, mit deren Hilfe das „Kleine Welt Phänomen“ innerhalb der Schauspielergemeinde abgebildet werden kann. So lässt sich feststellen, über wie viele gemeinsame Auftritte in Filmen, einzelne Schauspieler mit anderen gleichsam in Kontakt stehen – verlinkt sind. Interessanter Weise ergibt sich bei dieser Gruppe ein durchschnittlicher Verknüpfungsgrad von drei.

Bei der Betrachtung einer anderen Netzwerkstruktur – nämlich der weltweiten Kommunikation im Microsoft Instant-Messaging System, kommen Jure Leskovec und Eric Horvitz zu einem durchschnittlichen Abstand von 6.6 innerhalb dieses Netzwerks.

Menschen sind soziale Wesen, hatte schon Aristoteles festgestellt (der Mensch ist ein „zoon politikon – ζῷον πολιτικόν“ ). Bei der Betrachtung solcher Darstellungen ergeben sich Fragen nach dem Aufbau von solchen sozialen Verbindungen und damit von Netzwerken und einer möglichen Wertigkeit der Verhätnisse einzelner Menschen (von Knoten und Links) zueinander. Allem Anschein nach gibt es Menschen (Knoten) die mehr Verbindungen (Links) haben als andere. Diese besser verlinkten Knoten sind offensichtlich die Ursache für einen niederen durchschnittlichen Abstand innerhalb einer Netzwerkstruktur. Paul Erdös, hat selbst als Mathematiker mit 507 Koautoren mehr als 1500 wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Mit der Erdös Zahl (der Indikator für die Entfernung als Wissenschafter zu Paul Erdös auf Basis von gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeiten) wurde gleichsam eine Indikator für die Wertigkeit von Paul Erdös als Netzwerkknoten inspiriert. Die Erforschung der Entstehung von Netzwerkstrukturen im Zusammenhang mit der Graphentheorie haben Paul Erdös und Alfred Renyi betrieben. Ihre Antwort auf die Entstehung von Netzwerken führte zu der Idee, dass Vernetzungen auf Basis von Zufällen stattfinden

Diese damit entstehenden „Random Networks“ sind allerdings nicht dazu geeignet, das „Kleine Welt Phänomen“ zu erklären. Duncan Watts und Steven Strogatz haben das Erdös/Renyi Modell verändert und erweitert. Einigen wenige zusätzliche – zufälligen – Verknüpfungen machen es möglich, den durchschnittlichen Abstand zwischen allen Knoten drastisch zu reduzieren. Damit wird auch dieses Netzwerk zu einer „small world“. Daraus ergibt sich eine Netzwerkstruktur, deren Knoten unterschiedliche Häufigkeit von Links aufweisen. Bei näherem Blick ist eine kleine Anzahl von Knoten zu erkennen, die eine hohe Anzahl von Links aufweisen und eine große Anzahl von Knoten, die über entsprechend weniger Links verfügen. Die kleine Zahl der hoch verlinkten Knoten garantiert damit einen hohe Zahl an möglichen Kommunikationswegen und verkürzt damit auch die Wege zwischen den weniger gut vernetzten Knoten.

Nicht nur die Anzahl der Links zwischen den einzelnen Knoten spielt dabei eine Rolle, sondern auch die Häufigkeit der Nutzung. Dies hatte Mark Granovetter bereits im Jahr 1973 bei der Beobachtung sozialer Interaktionen festgestellt und daraus seine Theorie bezüglich „Strong and Weak Ties“ (starker und schwacher Verknüpfungen) formuliert.

In dieser Art sozialer Welt bestehen hinter diesen Freundesclustern weitere Netzwerke von untereinander stark verbundendenen Freunden. Einzelne Mitglieder dieser Freundesnetzwerke haben schwache Verbindungen zu Bekannten, die in anderen Freundesnetzwerken stark verküpft sind. Diese schwachen Links spielen in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle bei sozialen Aktivitäten, bei der Verbreitung von Gerüchten und auch bei der Jobsuche.

Statistische Erhebungen bezüglich Jobsuche zum Beispiel ergaben folgende Zahlen: So erfahren Jobsuchende von einer freien Stelle zu 27,8 % der Fälle über „weak ties“ und nur 16.7% der Fälle über „strong ties“ – ein Beispiel für die Relevanz von schwachen Verknüpfungen im Alltagsleben.