Robert K. Merton hat sein Paper zum Matthäus Effekt im Jahr 1968 publiziert, also im selben Jahrzehnt, in dem die Theorien und Modelle der Netzwerke zum Start des ArpaNets führten und der Medientheoretiker McLuhan seine Medientheorie mit der Aussage „The Medium is the Message“ (McLuhan, 1964) veröffentlichte. Der Rummel um Stars und Sternchen, das Streben zum Mainstream war damals Thema, gerade auch mit dem Aufkommen von Fernsehen und später elektronischer Medien. McLuhan formulierte bereits zu dieser Zeit die Idee eines globalen Dorfs und begründete dies mit einer elektronischen Interdependenz (McLuhan, 1968, S 47). Im heutigen Sprachgebrauch und der Realisierung des globalen Dorfs mittels Internet und den darauf aufbauenden Medien findet man dies besonders in den sogenannten sozialen Medien – wobei diese dort auftretenden Interdependenzen dem Prinzip der skalenfreien Netze in mehrfacher Hinsicht unterliegen. Einerseits bei den Anbietern der – sozialen – Mediendienste, andererseits in dem Phänomen von Influencern und Social Media Stars.
Zurück zu dem Entwicklungsprinzip, das skalenfreie Netzwerke, wo immer sie beobachtet werden können, auszeichnet. Man kann feststellen, dass bei der Erweiterung eines skalenfreien Netzwerks neue Knoten sich vorzugsweise an einen bestimmten, bereits bestehenden Knoten anschließen. Nämlich an jenen Knoten, der in dem vorhandenen Netzwerk die meisten Verbindungen zu anderen Knoten aufweist und daher eine besonders hohe Wertigkeit aufweist. Diese Art, sich bevorzugt an gut vernetzte Knoten anzuhängen, wird als preferential attachment (Barabasi und Albert, 1999) bezeichnet. Dies erhöht bevorzugt die Wertigkeit der Knoten mit bis dahin ohnehin bereits sehr hohen Wertigkeiten. Auf diese Weise führt das Wachstum eines Netzwerks im Zusammenhang mit dem preferential attachment zu einem von Hubs dominierten System.
Als Hubs bezeichnet man die Knoten mit einer enormen Anzahl von Links. Bei der Betrachtung der Entwicklung von Netzwerkmodellen nach dem Prinzip des preferential attachments stellt man fest, dass einzelne Knoten = Hubs von einer exponentiellen Wertsteigerung profitieren. Gleichzeitig korrelieren die Unterschiede der Wertigkeiten von Knoten innerhalb eines Netzes mit der Größe dieses spezifischen Netzwerks. Dies hat essenzielle Auswirkungen auf das System selbst, denn die auftretende exponentielle Entwicklung bewirkt, dass angesichts dieser Beobachtung eine Einschätzung der Zukunft auf Basis der Erkenntnis vergangener Ereignisse nicht schlüssig möglich ist – wie dies bei komplexen Systemen und exponentiellen Entwicklungen der Fall ist. Somit legt die Netzwerkwissenschaft nahe, dass unsere Vorstellungen von Ursache und Wirkung in Bereichen, die den Prinzipien dieser Modelle folgen, nicht schlüssig angewandt werden können. (Watts, 2011)
Was die sozialen Komponenten anbelangt, finden sich interessante analoge Beobachtungen, die, ohne sich auf Theorien der Netze zu berufen, ein Phänomen beschreiben, das als Ökonomie der Aufmerksamkeit bekannt ist. Ein Prinzip, das als Analogie des preferential attachment interpretiert werden kann.