Das gleichzeitige Auftreten unterschiedlichster Netzwerke auf verschiedenen miteinander verwobenen Ebenen zeichnet ein Bild überbordender Komplexität. Dazu tragen asynchrone Entwicklungen bei, welche die Relationen einander beeinflussender Aspekte laufend verändern. Die menschliche Wahrnehmung ist gefordert, so etwas wie Ordnung in dieses chaotische Wirrwarr zu bringen – daher suchen wir nach mathematisch definierbaren Regeln, nach Naturgesetzen oder nach einer göttlichen Ordnung. Diese Ordnung aus dem Chaos beschreibt in der Antike der Grieche Hesiod vor ca. 2700 Jahren in Vers 116 seiner Theogonie als den Anfang alles Seins. Damals war die Herstellung der Ordnung alleine die Aufgabe der Götter. (Karban, 2015, S 118)

Manche Ordnungssysteme behaupten dies noch heute so. Im Kontext der Naturwissenschaften ist im Spannungsfeld zwischen Chaos und Ordnung die Auseinandersetzung mit den Abläufen in nichtlinearen dynamischen Systemen maßgeblich. Diese sich entwickelnde Ordnung erweckt den Anschein, als würde sie von selbst entstehen und wir Menschen brauchen sie in Form naturgesetzlicher Prinzipien nur zu entdecken. Zu dieser Art von Ordnung zählen Lock-in Effekte und die mittels Selbstreferenzialität auftretenden stabilen Zustände, die schon thematisiert wurden. Um dies feststellen zu können, braucht es einen Beobachter, der in der Lage ist, diese Stabili- täten zu beschreiben und damit die Komplexität des jeweiligen Systems zu reduzieren. Erst diese Reduktion von Komplexität macht es möglich, von Gesetzen und Mustern zu sprechen, die unter gegebenen Umständen an- zuwenden sind. Die Prozesshaftigkeit dieses Vorgangs bringt mit sich, dass sich Bedingungen und Relationen auch bei offensichtlich stabilen Zuständen verändern und somit die beobachtete Stabilität zeitlich begrenzt ist. Diese Situation fordert das vernunftbegabte Wesen Mensch in besonderem Maße heraus. Einerseits erscheint es wünschenswert, die bisher erkannte Ordnung aufrechtzuerhalten, andererseits ist klar ersichtlich, dass die Zukunft eine Veränderung mit sich bringt. Dieser Umgang mit zukünftiger Veränderung ist wohl die Grundlage von Wissenschaft. Bezeichnend dafür der Satz von Leonard Susskind, einem US-Physiker, Professor an der Stanford-University und Mitbegründer der String-Theorie:

„What physics is about is prediction. Basically to predict the future from the present or the future from the past“ (Udacity, 2013)

Diese Aussage lässt vermuten, dass mit einer Vorhersage, oder zumindest mit einer Einschätzung der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Ereignisse, die Adaption an veränderte Umweltbedingungen leichter sein könnte und steht so mit der von Karl Popper formulierten Feststellung „Alles Leben ist Problemlösen“ im Einklang.

Aus der Fähigkeit, Abläufe in der Welt, die sich für uns als Realität darstellen, wahrzunehmen, etwaige Regeln abzuleiten und daraus Schlüsse für Handlungen zu ziehen, die sich in der Zukunft als erfolgreich herausstellen, lässt sich ein Begriff entwickeln, der als Problemlösungskompetenz bezeichnet wird. Als Synonym dafür mag der Begriff Intelligenz gelten, wiewohl man sich für den Begriff der Intelligenz bis dato auf keine einheitliche Definition einigen konnte.

Zur Wahrnehmung bedarf es laufender Unterscheidungen, die in der Lage sind, auftretende komplexe Phänomene zur beschreiben und damit erklärbar zu machen, d.h. Regeln für den beschriebenen Ablauf zu finden, besser noch zu konstruieren. Dies bedeutet, komplexe Situationen, Systeme, Probleme im Detail analysieren zu können und Komplexität sowie den Begriff „kompliziert“ in ihrer unterschiedlichen Konzeption zu verstehen.