Der zuvor für die Berühmtheit der Mona Lisa als maßgeblich bezeichnete Zirkelschluss spiegelt sich auch in Tätigkeiten von Menschen als Selbstreferenz. Beobachtet man die Abläufe innerhalb von Netzwerken, so zeigt sich dabei, dass Hubs so lange mit einer vermehrten Aufmerksamkeit rechnen können, solange die Verbindung mit ihnen, anderen = weniger hochwerti- gen Knoten, Vorteile verspricht. Im Zusammenhang mit der Wertigkeit von Information ist dies nachweislich mit ökonomischen Aspekten verbunden. Bezogen auf das Internet, die Verlinkung von Webseiten, die Nutzung so- zialer Netzwerke, Cloud Computing, der Anwendung künstlicher Intelligenz etc. kommt es dabei zu einem Lock-in Effekt, der es erschwert, diese Me- chanismen zu vermeiden oder ihnen zu widerstehen. Dies führt dazu, dass bei der Suche nach Information hauptsächlich die eine Suchmaschine genutzt wird, auch wenn mehrere Mitbewerber am Markt sind. Dies erklärt, warum Milliarden von Nutzern die Dienste von Facebook, Instagram und Whatsapp nutzen, auch wenn datenschutzrechtliche Bedenken auftreten sollten. Die kurzfristig sichtbaren Vorteile durch die Nutzung dieser Dienste ist offensichtlich – ein mögliches Risiko einfach zu weit weg.

Es ist dies mit einem faustischen Pakt vergleichbar, einem Pakt mit dem Teufel, der sofort Erfolg, Reichtum und Glück verspricht. Der Preis dafür wird so weit in die Zukunft oder ins Ungewisse verschoben, dass der notwendigen Bezahlung keine Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Gleiches ist bei der Entwicklung der online Auftritte von Zeitungen, Fern- sehsendern, Online-Shops u.a. zu beobachten. Die meisten dieser Dienste greifen auf Programme und Werkzeuge der Hubs zurück, um ihre eige- nen Angebote zu optimieren – wie sie selbst, ihre IT-Abteilungen oder ihre IT-Dienstleister meinen. Dies bedeutet, dass lokale Anbieter mit der Einbindung von Diensten der Hubs die Dominanz dieser Hubs in dem global organisierten Netz weiter stärken. Die meisten Medienvertreter argumentieren dies mit „. . . es bleibt uns nichts übrig“ , (Karban, 2019b) obwohl diese Tatsache eher einer ökonomischen Argumentation geschuldet ist. Es gäbe eine Vielzahl von Lösungen, die Hubs nicht in solchen Ausmaß zuarbeiten und sie damit stärken würden. Der Aufwand, diese meist als Open Source verfügbaren Lösungen zu nutzen, wäre aber etwas höher und wird somit aus ökonomischen Gründen ausgeschlossen. Es wird nicht wahrgenommen, dass sich bei diesen Anwendungen Analogien zu einem faustischen Pakt erkennen lassen.

Die eben skizzierte Vorgangsweise wird zum Teil im Kontext von Datenschutzinitiativen kritisiert. Die auf solche Art entstehenden Daten- und Informationsflüsse sind ohne detailliertes Wissen um die Abläufe nicht erkennbar. Somit werden Initiativen zum Schutz der eigenen Daten in mancher Hinsicht als Behinderung eines möglichen ökonomischen oder informationstechnischen Vorteils betrachtet.

Die folgende Grafik zeigt beispielhaft das Netzwerk der Website eines öster- reichischen Mediums. Jeder Kreis symbolisiert eine IP-Adresse, die einem Rechner = Dienst zugeordnet ist. Diese Rechner werden bei der Anfrage an die Home Page dieser Website kontaktiert und sind so mit technischer Notwendigkeit in den Informations- und Datenfluss eingebunden. Diese Daten sind Teil der anfallenden Big Data, wie es vorab beschrieben wurde. Viele dieser bei solchen Vorgängen kontaktierten Rechner gehören zu den Verbänden der jeweils genutzten Hubs, die auf diese Art und Weise ihre Bestände an Big Data laufend erweitern.

Diese nächste Grafik zeigt die Relation der Nutzung von Hubs von insgesamt 300.000 gescannten Webseiten weltweit.

Wirklich dominierende Hubs der globalen Netzwerke sind klar ersichtlich, obwohl es sich hier bei allen Symbolen um Unternehmen und Dienste han- delt, die als äußerst erfolgreich in der aktuellen Internetszene angesehen werden, da ihnen jede Menge Aufmerksamkeit zukommt. Die Größe eines Symbols für einen Rechner oder ein Smartphone, mit dem das Netz genutzt wird, würde in dieser Grafik auch mit einem Mikroskop nicht erkennbar sein. Schlussfolgerungen aus dieser Betrachtung legen na- he, dass der Unterschied zwischen der Wertigkeit der Hubs und der an dem Netzwerk teilnehmenden Knoten maßgeblich von der Größe des Netzwerks abhängig ist. Dies bedeutet, je regionaler, lokaler, tatsächlich kleiner das Netzwerk organisiert wird, desto geringer die Unterschiede zwischen den dominierenden und den partizipierenden Knoten. Das in jedem Netzwerk mit menschlicher Beteiligung vorhandene Streben nach Aufmerksamkeit bringt ein Phänomen mit sich, das einst vor einigen Jahren mit einer et- was provokanten Feststellung auf einer Plakatwand einer Baustelle in der Wiener Rotenturmstraße Niederschlag fand.

 

„Die besten Sklaven sind die, die sich welche halten dürfen“ . oder wie man zuweilen hört: „Nach oben buckeln, nach unten treten“. (Mann, 2012)

 

Im Zusammenhang mit Netzwerken von Sklaven zu sprechen ist wohl maß- los überzogen. Es wird auch jeder Akteur darauf achten, für sich eine aus seiner Sicht optimale Lösung für seine Probleme zu finden. Dies führt aus Sicht der Theorien der Netze zu paradoxen und ursprünglich nicht ge- wünschten Effekten. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass Menschen in Anbetracht ihrer eigenen Sicherheit dazu tendieren, sich für die Variante entscheiden, welche insgesamt die höchste Aufmerksamkeit erfährt – Aufmerksamkeit in der gesamten Gesellschaft und auch in der je eigenen Peer-Group. In der Realität wirkt sich dies so aus, dass sowohl aus ökonomischer, als auch aus Sicht der eigenen Verantwortung gegenüber höhergestellten Organisationen oder Personen, Entscheidungen zugunsten bereits bestens etablierter Einrichtungen oder Anbieter getroffen werden.

In der Sprache der Netzwerke bedeutet dies, bereits dominante Knoten werden bevorzugt. Somit lässt sich die Aussage dieser Sprüche auf die Ent- wicklung der ökonomischen Abläufe und Ideen übertragen, die sich mit der Entwicklung des Internets innerhalb der letzten Jahrzehnte etabliert haben. Gleichzeitig bildet diese Tatsache einen Aspekt der Netzwerktheorien in allen Gesellschaftsbereichen, täglich und immer wiederkehrend ab, gleich- bedeutend mit:

 

„The Rich get Richer“ (Barabasi, 2003, S 79)