Wir haben soeben mit dem Wachstum der Covid-19 Pandemie erlebt, was es bedeutet, mit exponentiellen Entwicklungen konfrontiert zu werden. Einer der essentiellen Effekte dabei zeigt, dass es unmöglich ist, solche exponentiellen Wachstumsraten im Voraus zu berechnen. Das mag der Grund sein, warum wir uns so etwas wie Normalität wünschen – die alte Normalität, nicht eine wie immer geartete neue! Was das bedeutet? Wohl die Berechenbarkeit der Welt, wie wir dies seit Isaac Newton kennen. Seit damals nimmt man an, dass aus den angenommenen Gesetzmäßigkeiten folgt, dass physikalische Phänomene auf Basis der Ursachen vorbestimmt sind. Darauf hat die Wissenschaft seit dem 17. Jahrhundert ihre Thesen gebaut. Dieses Gebäude wurde durch Erkenntnisse der Quantenmechanik vor fast 100 Jahren zwar erschüttert – die menschliche Vorstellungskraft allerdings hatte die lineare Entwicklung eines deterministischen Weltbilds so weit verinnerlicht, dass dies im allgemeinen Denken nach wie vor vorherrscht.

Es ist uns in der Zwischenzeit zwar klar, dass es neben der deterministischen Weltsicht auch Abläufe in der Welt gibt, die dem Modell einer trivialen Maschine – wie Heinz v. Förster dies bezeichnet hat – nicht entsprechen, wir rechnen aber in vielen Lebensbereichen mit zukünftigen Entwicklungen, die auf Basis unserer bisher gemachten Erfahrungen im Voraus berechnet werden können.

Betrachten wir einmal eine solche triviale Maschine, so wird uns klar, dass eine derart vorausberechenbare lineare Entwicklung bedingt, dass wir sowohl den Ausgangswert einer solchen Rechnung kennen, als auch die Parameter, das heisst, die anzuwendenden Regeln (in der digitalen Welt sprechen wir von Algorithmen), durch deren Anwendung der Ausgangswert zu einem zu berechnendem Ergebnis führt. Mit der Erfahrung solcher Anwendungen kommt hinzu, dass mit Kenntnis der Regeln und der Erwartung eines bestimmten Ergebnisses auf einen Ausgangswert geschlossen werden kann um die Erwartung eines gewünschten Ergebnisses zu erfüllen. Diese Tatsache versetzt uns in die Lage, sehr viele solcher trivialer Maschinen zu einem komplizierten System zu kombinieren, das nur mehr wirkliche Fachleute durchblicken und steuern können. Solch ein überaus kompliziertes Ding bleibt aber immer noch ein triviales Ding.

Dies befähigt Menschen Maschinen zu konstruieren, mit deren Hilfe wir weite Entfernungen überwinden, durch die Lüfte fliegen, oder sogar den Weltraum besuchen können. Einen wichtigen Teilaspekt dieser Werkzeuge übernehmen heute Computer, die Steuerungsaspekte dieser Maschinen, die bis vor einigen Jahrzehnten hauptsächlich den Menschen vorbehalten waren, auch als technische Lösung mit übernehmen. Wir sprechen daher von Digitalisierung. Dies macht auf uns den Eindruck, als würde der technische Fortschritt in der Lage sein, oft fehleranfällige menschliche Handlungen ersetzen und damit unser Leben leichter gestalten zu können.

Dieser vermehrte Einsatz – im Grunde – trivialer Maschinen verändert die Art und Weise, wie wir mit der Welt umgehen und welche Erwartungen wir in diese Welt setzen. Damit kommen wir zurück zu einer Sichtweise, die aus der Anwendung der überaus komplizierten technischen Hilfsmittel im Zusammenspiel mit menschlischen Intentionen und Anwendungen ein zunehmend komplexes Ansinnen werden lässt. Die Anwendungen dieser – trivialen – Maschinen resultieren in komplexen Problemen. Unsere Antwort darauf: noch mehr Technik als Problemlöser.

Damit umzugehen sind Menschen zunehmend überfordert und sehnen sich nach einfachen Lösungen für ihren Lebensalltag. Das Dilemma dabei ist, dass sie diese einfachen Lösungen erreichen wollen, ohne auf die technischen Hilfmittel – die angeblichen Problemlöser – verzichten zu wollen. Ein Resultat lässt sich weltweit politisch beobachten: die Stärkung rechts-konservativer autoritärer Tendenzen und Ideen.