Die Suche nach Regelmäßigkeiten und daraus ableitbaren Regeln bestimmen seit mehreren Jahrhunderten das naturwissenschaftliche Weltbild. Basis dieser Idee ist die Vorstellung, man könne möglichst viele Bedingungen erkennen und mittels Ursache und Wirkung alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Zustände der Welt berechnen. Das Sinnbild für diese Betrachtung der Welt war der Dämon des Mathematikers und Physikers Pierre-Simon Laplace im 18. Jahrhundert. (Karban, 2015, S 65)
Mit dieser Sicht der Welt würde die Ursache für nicht erkannte physische Zustände daher in der Unkenntnis von Bedingungen oder Gesetzen liegen. Die Physik befasste sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich mit solchen linearen und daher vorhersehbaren Phänomenen. Daraus ließe sich schließen, dass man es mit einer Welt zu tun hätte, die einer sehr komplizierten Maschine ähneln würde. Eine komplizierte Maschine könnte man in einzelne Teile zerlegen und ohne Verlust einer Funktion wieder zusammenbauen. Diese Maschine wäre also mit der Summe ihrer Teile gleichzusetzen. Dies hat schon Aristoteles in seinen Schriften zur Metaphy- sik infrage gestellt – woraus der Satz „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ abgeleitet wurde. (Aristoteles, 1904, VII 1041b)
Seit fast einhundert Jahren hat die Wissenschaft akzeptiert, dass es Bereiche gibt, in denen die Linearität von Prozessen nicht als gegeben angenommen werden kann. Die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik hat gezeigt, dass es anderer Erklärungen bedarf, um den Einfluss des Beobachters = des Messprozesses auf die Ergebnisse der Beobachtung darstellen zu können. Daraus ergibt sich die Annahme, dass es sowohl komplizierte = linearen Abläufen folgende, als auch komplexe = nichtlinearen Abläufen folgende Prozesse gibt. Heinz von Förster hat sich damit intensiv auseinander gesetzt und den Unterschied zwischen trivialen = komplizierten und nicht-trivialen = komplexen Abläufen dargestellt. (Förster, 1993b)
Maßgeblich bei diesen Betrachtungen ist die Feststellung, dass sich kein Beobachter als Subjekt von dem beobachteten Objekt trennen kann. So- mit ist die Einheit von Subjekt und Objekt in Betracht zu ziehen und die Tatsache, dass Beobachter und Objekt zu einem System werden, macht dieses System zwingend zu einem nicht-trivialen = komplexen.Denn ein System mit einem einzigen nicht trivialen Element kann unter keinen Umständen als triviale Maschine = als berechenbarer Prozess dargestellt werden. (Förster, 1997, S 52)
Bei der trivialen Maschine bestimmen der Input (X) und die Funktion f(x) den Output (Y). Dieser Output ist daher bei Bekanntheit von X und f(x) im Voraus berechenbar. Bei der nicht trivialen Maschine gibt es zusätzlich einen inneren Zustand Z, der nicht bekannt ist und auch nicht vorhergesagt werden kann – daher ist auch der Output (Y) nicht bestimmbar und pfadabhängig. (Förster, 1993b, S 360)
Nachdem ein menschlicher Beobachter jedenfalls mit seinem inneren Zustand an einer Beobachtung teilnimmt, ist eine Berechnung im Voraus nur dann möglich, wenn dieser Beobachter in strikt reduktionistischer Setzung innerhalb eines zuvor begrenzten Systems eine Beschreibung anstrebt.
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