Die Frage nach “Gut und Böse” hat im Laufe der Philosophiegeschichte zu unterschiedlichsten Überlegungen und Positionen geführt. Damit lassen sich dicke Bücher füllen. Auch heute ist dies eine der essentiellen Fragen für alle Menschen, denn sie berührt auch die Frage nach dem Umgang mit anderen Menschen und dem Sinn des Lebens.

Werfen wir einmal einen kurzen Blick auf die Positionen zweier Philosophen, deren Positionen zum Teil die Grundlagen unserer heutigen Gesellschaften mit beeinflussen.

Immanuel Kant (1724 – 1804 in Königsberg / Preußen- heute Kaliningrad / Russland) präzisiert seinen ethischen Grundsatz im sogenannten “Kategorischen Imperativ” – den wir in mehreren Formulierungen vorfinden. Eine davon, ist die sogenannte Zweck-Formulierung: „Handle stets so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Dies bedeutet, dass man niemals einen Menschen als Mittel einen – bestimmten – Zweck zu erreichen, missbrauchen soll. Jeder Mensch, wäre immer als Zweck an sich zu betrachten. Nimmt man dies ernst, so würde dies bedeuten, dass viele Aspekte der heute gelebten gesellschaftlichen Abläufe, wie zum Beispiel die Wirtschaftsordnung des Kapitalismus und des globalisierten Handels nicht als ethisch begründete Handlungen argumentiert werden können. Zumindest ein Diskurs sollte darüber geführt werden.


Adam Smith (1723 – 1790 in Schottland) – schottischer Moralphilosoph und Nationalökonom wird gerne mit dem Begriff der “unsichtbaren Hand” zitiert. Heute wird dieses Prinzip dahingehend interpretiert, dass der Markt alles selbst regelt – ein ordnender Eingriff durch den Staat würde der Wirtschaft nicht zuträglich sein. Dazu ist allerdings festzustellen, dass die Überlegungen von Adam Smith auf mikro-ökonomische – maximal nationale – Abläufe bezogen waren – an eine globalisierte Wirtschaft und deren Auswirkungen war damals nicht zu denken.
Im lokale gedachten Wirtschaftsraum könnten man diese “unsichtbare Hand” mit der “Kybernethik” Heinz von Försters in Bezug setzen, weil die Mechanismen des Handels zwischen Menschen ablaufen, die einander kennen und über lange Beziehungen Vertrauen zueinander aufbauen. Würde einer dieser Akteure gegen dieses Vertrauen handeln, so würde dieser nicht mehr vertrauenswürdige Akteur aus dem wirtschaftlichen Kreislauf ausgeschlossen werden – er hätte also zu seinem eigenen Nachteil gehandelt. Daher auch der Ansatz, dass eine Aktion zum eigenen Vorteil im Prinzip dazu geeignet ist, den Gesamtnutzen zu fördern – eben wie eine “unsichtbare Hand“.

Diese Prinzipien der lokalen, regionalen Wirtschaftsakteure sind in einer global organisierten Wirtschaft nicht aufrecht zu halten. Sogar wenn wir lokal einkaufen, sind wir zum Großteil mit global organisierten Unternehmen konfrontiert. Die Motivation, bei vertrauenswürdigen Kaufleuten einzukaufen ist nur mehr in geringem Ausmaß vorhanden. Die Argumente, sich für ein bestimmtes Produkt oder eine Leistung zu entscheiden, werden hauptsächlich durch den Preis und die sofortige Verfügbarkeit bestimmt.

Die Kombination der von Immanuel Kant und Adam Smith formulierten Prinzipien stellt somit die ethischen Grundlagen der Wirtschaft auf eine Probe, besonders unter dem Aspekt des globalisierten und digitalisierten Angebots an Waren und Dienstleistungen. Dazu kommt schließlich noch der Aspekt der Digitalisierung, dass mittels der verfügbaren Informationen (= Daten = Big Data) die steuerungstechnischen Möglichkeiten auch auf Menschen anwendbar werden.