Erfolgreiche Anwendungen von in der Vergangenheit gesetzten Handlungen = Steuerungen werden so lange in gleicher Weise wiederholt, solange Umweltbedingungen dies zulassen. Diese stabilen Zustände hat Heinz von Förster als Eigenwert eines Systems bezeichnet (in der Literatur findet man auch die Begriffe Eigenvalue, Eigenform, Eigenbehavior). Als Beispiel dafür nennt er die Funktion des Wurzelziehens. Diese mathematische Funktion ergibt, immer wieder auf das Ergebnis der vorigen Operation angewandt, schließlich auf jeden Fall das Ergebnis = 1. (Förster, 1993b, S 103ff) So wird jedes selbstreferenziell orientierte System – bei dem Streben nach einer Lösung – immer wieder die gleiche Vorgehensweise auf ähnliche Probleme anwenden, eben bezogen auf die bisher gemachten Erfahrungen.

Eine Störung in der Umwelt wird diesen Vorgang der Selbstreferenzialität möglicherweise ausgelöst haben. Der Ausgangswert – in digitaler Diktion, der Input – und die Art und Weise der Operation – in digitaler Diktion der Algorithmus – kommt aus dem System selbst. (Karban, 2015, S 68) Das eben angeführte Beispiel des Wurzelziehens ist eine vereinfachte Darstellung dieses Prinzips – diese Art von Eigenwert ist jedoch nicht nur in mathematischen oder technischen Operationen zu finden, sondern auch in biologischen und sozialen Systemen.

Eine beispielhafte Darstellung solch biologischer oder sozialer Eigenwerte – hier eher Eigenbehavior – ist wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen, da das Eigenverhalten in dieser Art von Systemen einer Vielfalt von strukturbedingten Eigenwerten unterliegt und das System als Beobachter sich damit bei Unterscheidungen mit einer wesentlich komplexeren Entscheidungssituation konfrontiert sieht.

Trotzdem ist mit jeder Erkenntnis und jedem Handlungsschritt eine Unterscheidung getroffen worden, die sich in letzter Konsequenz an einer zweiwertigen Reduktion auf ein Ja oder Nein orientiert. Schon Aristoteles setzt sich in seiner Abhandlung über Bejahung und Verneinung mit der logischen Argumentation auseinander und bestätigt, dass es bei einer kontradiktorischen Anwendung eine dritte Möglichkeit nicht geben kann – „Tertium non datur“ (Aristoteles, 1876)

Diese Art der Entscheidung für einen von zwei Wegen an einer Weggabelung beschreibt den Pfad, den ein nicht triviales System – wie Mensch eines ist, im Laufe des Lebens beschreitet. Der im Folgenden beschriebene Begriff der Pfadabhängigkeit ist gleichzeitig Beschreibung dieses Weges und Dokumentation der Abhängigkeit von den einzelnen Entscheidungen.