Im Fokus der Aufmerksamkeit stehen Soziale Medien, die heute einen großen Teil sozialer Interaktion und Kommunikation abdecken. Aus der Sichtweise von Marshall McLuhans – the medium is the message – betrachtet, stellt sich somit die Frage, welche Nachricht diese Art von Medien an sich übermitteln. Zumal es Stimmen gibt, die hinterfragen, ob diese Medien überhaupt als sozial bezeichnet werden sollten. Aufgrund von Datenmissbrauch, Vorfällen von Stalking und Mobbing, wurde auch schon der Begriff Antisocial Media gebraucht, wobei besonders Facebook unterstellt wird, mittels seiner Praktiken guten Journalismus zu untergraben, Propaganda und Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu fördern, gleichzeitig massive Überwachung zu betreiben und so Grundsätze demokratisch orientierter Politik zu schwächen. (Vaidhyanathan, 2018) Siva Vaidhyanathan ist Professor für Media Studies an der Universität von Virginia und gesteht den Gründern von sozialen Medien durchaus gute Absichten zu. Es wäre nicht das erste Mal, dass Auswirkungen von gut gemeint nicht unbedingt zu einem guten Ende führen.

Die soziale Komponente sozialer Medien besteht in der Möglichkeit der Vernetzung mit anderen, zum Zwecke von Kommunikation und / oder Kooperation. Die Möglichkeit, diese Kommunikation nutzen zu können, auch ohne dem Gegenüber von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, scheint das Niveau von Kommunikationsinhalt und Interaktion maßgeblich zu beeinflussen.

Kommunikation, abgeleitet von lateinischen communicare, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, sich besprechen war vor der Nutzung elektronischer, digitaler Medien, meist eine synchrone Tätigkeit von zumindest zwei Personen. Diese Form des Gesprächs war damit verbunden, einem Gesprächspartner gegenüber zu sein. Reaktionen auf die eigenen Äußerungen waren sofort ersichtlich und die Antwort folgte unmittelbar auf das Gesagte. Diese Abfolge von Rede und Gegenrede war von Mimik, Gestik und Körperhaltung begleitet und hat so bewusst oder unbewusst zusätzliche Information vermittelt. Weiters wirken Sprache, Tonfall, sowie jede mögliche Verhaltensart als zusätzlicher Faktor. Diese Tatsache veranlasste Paul Watzlawick davon zu sprechen, dass man „nicht nicht kommunizieren könne“. (Watzlawick, 2016)

Als eine Art reduzierter Kommunikation konnte man ein Telefonat bezeichnen, wie es in Seminaren zur korrekten Führung von Telefonaten vermittelt wurde. Denn ein Telefongespräch wurde damals als Gespräch zwischen zwei Blinden, die noch dazu auf einem Ohr taub sind bezeichnet. Die Kommunikation wurde also um Mimik, Gestik und Körperhaltung reduziert und war somit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, falsch verstanden zu werden. Ein Briefwechsel, die schriftliche Variante von Kommunikation ließ auch noch Sprache und Tonfall vermissen und wurde daher als Korrespondenz bezeichnet – eine gegenseitige Beantwortung.

Die sogenannten sozialen Medien nutzen somit kaum einen Teil dessen, was bis zu ihrer Erfindung als Kommunikation begriffen wurde. Die Kommunikation über diese Dienste reduziert sich einerseits auf Übermittlung von aktuellen Nachrichten, andererseits auf die Darstellung aktueller Statusmeldungen – ich / wir sind hier oder da – machen gerade dies / oder das und zusätzlich auf Werkzeuge zur Selbstdarstellung, mit dem Ziel mittels sogenannter Likes, Follower, Friends . . . messbare Anerkennung zu generieren. Diese Art der Anerkennung wird zu einem ökonomisch wertvollen Aspekt, der sich in einer neuen Begrifflichkeit äußert: Influencer/in. Ein Begriff der einen Effekt der Netzwerke recht treffend beschreibt. Ein wichtiger Knoten, als welche sich Influencer verstehen, ist in der Lage mittels Meldungen und Empfehlungen die verlinkten Knoten in gewisser Weise zu beeinflussen, woraus sich eben die ökonomische Wertigkeit speist.

Die Kommunikation, wie Paul Watzlawick sie beschrieben hat, ist bei dieser Nutzung nicht mehr vorhanden. Auch wenn es über verschiedene Messenger Dienste die Möglichkeit gibt, Telefonate mit Videounterstützung zu führen und ganze Gruppen zusammen zu bringen, lassen sich diese Werkzeuge nicht als Ersatz für zwischenmenschliche Kommunikation betrachten. Denn das reale soziale Netzwerk, in dem man sich bewegt, wird von dem digitalen, technischen Netzwerk überlagert. Der jeweils genutzte Social Media Anbieter bestimmt mittels der eingesetzten Algorithmen die Zielsetzung seines Netzwerks und zwingt damit alle Anwender diese Regeln zu befolgen. Man bewegt sich so mit der Nutzung von Social Media in einem geschlossenen digitalen Kontext und nicht in einem sozialen Kontext, auch wenn dieser Anschein vermittelt wird. Mit Marshall McLuhan gedacht, mutieren Social Media zu Aufmerksamkeitsmaschinen. Was wohl auch deren Erfolg ausmacht.