Immer wieder wird in der aktuellen Bildungsdiskussion argumentiert, dass es notwendig ist, unsere Kinder so früh wie möglich mit der Digitalisierung in Kontakt zu bringen – ohne dabei im Detail darauf einzugehen, was man unter Digitalisierung verstehen soll. Die Forderung, alle Schülerinnen und Schüler mit Tablets auszustatten – die sogenannten Tablet-Klassen – wird dabei als geeigneter Weg beschrieben, Medienkomptenz und notwendiges Wissen zur digitalen Welt zu vermitteln.

Es wird somit ein Werkzeug zur Bedienung weiterer Werkzeuge als Mittel betrachtet, das möglich macht, die Welt zu erforschen und sich Wissen anzueignen. Die Fähigkeit, ein Werkzeug bedienen zu können – als was sonst, denn als Werkzeuge können Computer, Tablets und Smartphones wohl gesehen werden – gibt jedoch noch nicht die Gewissheit, das Werkstück – in diesem Fall eine überbordende Vielfältigkeit an Informationen, Anwendungen und Angeboten – zu verstehen und im positiven Sinne damit umgehen zu können.

Besonders zur Unterstützung der Aufgaben und Ziele im Bildungsbereich – der Vermittlung von Wissen und Kompetenz – wird der Umgang mit Tablet oder Smartphone als Unterstützung im Umgang mit neuen Lernformen betrachtet. Dies soll dabei helfen, sozial und kulturell bedingte Bildungsbenachteiligung zu unterbinden und mittels interaktivem und vernetztem Lernen den Unterricht spannender und erfolgreicher zu gestalten.

Ein Blick auf die Webseite der Pädagogischen Hochschule Steiermark vermittelt im öffentlichen Kurspool recht interessante Beispiele, wie Lehrveranstaltungen mit der Bezeichnung “Digitale Bildung” oder “Digitale Kompetenz” angelegt sind. Weiters gibt es einzelne TrainingsApps zum den Themen Rechnen und Schreiben für die Volksschule.

Diesen Ideen und Anregungen zum Trotz hat eine von der OECD im Jahr 2015 veröffentlichte Studie eindeutige Hinweise darauf geliefert, dass Investitionen in die informationstechnologische Ausstattung von Schulen, vornehmlich um die Lernmethodologie zu unterstützen oder durch digitalisierte Prozesse zu ersetzen, einen eher gegenteiligen Effekt als die gewünschte Leisitungssteigerung hervorruft. Die Studie mit dem Titel “Students, Computers and Learning – Making the Connection” vom 15. September 2015 untersucht, wie sich der Zugang und die Nutzung von Geräten der Informations- und Kommunikationstechnologien (digitale Geräte) durch Schüler und Studenten über die Jahre entwickelt hat und wie sich dies auf dies auf die Ergebnisse der PISA Studien ausgewirkt hat.

Erstaunliche Ergebnisse dieser Studie finden sich ab der Seite 149 – dort wird untersucht, in welcher Relation Investitionen in die Ausstattung der Schulen mit digitalen Geräten zu den in der PISA Studie von 2012 erhobenen Lernerfolgen stehen. Die erhobenen Daten zeigen eindeutig eine Verschlechterung der Leistungen in Mathematik zwischen 2003 und 2012 in den Ländern, die besonders viel in die IKT Ausstattung investiert hatten. Auch die gemessene Leseleistung der Schüler hat in diesem Zeitraum in diesen Ländern abgenommen. Es wird erwähnt, es sei möglich sein, dass sogenannte digitale Fähigkeiten gestiegen sein könnten – diese werden jedoch weder genau definiert, noch durch den PISA Test erfasst. Gleichsam entschuldigend wird festgehalten, dass die Schülerinnen und Schüler sich wahrscheinlich mit anderen Dingen am Computer / Tablet befasst hatten, als die im Unterricht vorgesehenen Lernmaterialien. Wohl ein Hinweis darauf, dass digitale Geräte eher vom Unterricht ablenken, als diesen zu unterstützen.