Contact Tracing – das Schlagwort der letzten Tage. Hinweise auf den erfolgreichen Einsatz in Taiwan und Singapur von so bezeichneten Big Data Lösungen zur Eindämmung der Covid-19 Verbreitung kennen wir. Besonders seit das österreischische Rote Kreuz die Programmierung einer App(likation = Anwendung) in Auftrag gegeben hat, die ermöglichen soll, die Kontaktpersonen der letzten Zeit zu verständigen, falls bei jemandem eine Covid-19 Infizierung festgestellt wird.

Besonders seit der österr. Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka laute Überlegungen anstellte, eine Anwendung dieser Art verpflichtend einzuführen, war diese Thematik allgegenwärtig. Dies hätte bedeutet, die Bewegunsfreiheit von Personen, die diese Anwendung nicht genutzt hätten, mehr und intensiver einzuschränken, als die Bewegungsfreiheit von AnwenderInnen dieser Smartphone App. Die Freiwilligkeit der Nutzung wurde jedoch von den maßgeblichen Stellen umgehend bestätigt, nachdem es Unmuts- und Missfallensäußerungen von allen Seiten gegeben hatte.

Am 10. April überraschte eine gemeinsame Ankündigung von Apple und Google die Welt. Beide Konzerne arbeiten gemeinsam an der Spezifikation und Entwicklung eines Contact-Tracings, das auch Aspekte des Datenschutzes berücksichtigen soll. Ursprünglich wurde diese Ankündigung vielfach dahingehend missinterpretiert, dass Apple und Google gemeinsam eine App zum Contact-Tracing entwickeln würden. Es soll sich dabei jedoch um eine Programmierschnittstelle (ApplicationProgrammingInterface API) handeln, mittels der auf Funktionalitäten des jeweilgen Betriebssystems (Android / IOS) zugegriffen werden kann. Das Contact-Tracing mittels Bluetooth würde somit in die Betriebssysteme von Andoid und IOS Geräten fix eingebaut. Die technischen Spezifikationen sind hier einzusehen. Die Programmierung der dazu notwendigen Anwendungen würde anderen Organisationen, Unternehmen oder auch Privatpersonen obliegen.

Abgesehen von datenschutzrechtlichen Fragen, die sich daraus ergeben – polemische Äußerungen in der Art ob man Datenschutz mit Menschenleben aufrechnen wolle waren in sozialen Medien schon zu lesen – stellt sich in erster Linie die Frage, ob und unter welchen Umständen dieses Contact-Tracing hilfreich zu Eindämmung der Covid-19 Pandemie eingesetzt werden kann.

  • Kann Contact-Tracing diese Pandemie wirklich eindämmen?
    Eine Frage an die Wissenschaft.
  • Wie groß muss der Anteil an der Bevölkerung sein, dass diese Apps sinnvoll eingesetzt werden können?
    20 – 30 – 50 – mehr als 60 Prozent?
  • Welche Lösungen gibt es für die Menschen, die kein Smartphone mit Android oder IOS besitzen?
    Bluetooth Beacons – kleine Bluetooth Sender?
  • Ist die Funktionalität mittels Bluetooth verlässlich genug, um korrekte Verbindungen zu garantieren?
    Wer kennt nicht Schwierigkeiten bei der Bluetooth Kopplung?
    Es würde keinen Sinn machen, die Bluetooth Funktion mehrmals ein- oder ausschalten zu müssen.
  • Wie groß ist das Vertrauen der NutzerInnen in die jeweiligen Anbieter der Apps?
    Ich persönlich würde keine FB Contact Tracing App wollen 😉
  • Werden diese Apps von Unternehmen angeboten wodurch eine Gewinnabsicht angenommen werden könnte?
    Wie sollte dies verhindert werden?
  • Wer kann garantieren, dass Google und Apple die Daten nicht mit anderen Daten verknüpfen und daraus Informationen ableiten?
    ein wenig Paranoia muss erlaubt sein 😉
  • Wird der Source Code offen gelegt?
  • ……

Der Chaos Computer Club hat sich dankenswerter Weise mit einigen Fragen auseinander gesetzt und 10 Prüfsteine für die Beurteilung von „Contact Tracing“-Apps formuliert.

Zu guter Letzt der Hinweis darauf, dass es sich zwar nicht bei den Personenkontakten – denn seit wir Smartphones nutzen könnten ohnehin mehrere Unternehmen über eine Vielzahl unserer Kontakte Bescheid wissen – jedoch bei den schließlich einzugebenden Gesundheitsdaten um besonders schützenswerte Daten im Sinne der DSGVO handelt.