Seit mehreren Wochen begleiten uns Zahlen und Daten, die wir mit Interesse, Spannung, manchmal mit Verzweiflung betrachten. Alle paar Stunden werden die Zahlen aktualisiert, neue Berechnungen angestellt und die eben errechneten Funktionskurven visualisiert. Nachrichten und Informationssendungen sind voll mit grafischen Darstellungen und klug klingenden Analysen, die dem (scheinbar unwissenden) Volk die Entwicklung der Covid-19 Pandemie erklären.

Diese Zahlen und Daten dienen als Grundlage für Entscheidungen, die den Umgang mit der Pandemie zum Besseren wenden sollen. Es wird laufend darauf verwiesen, dass die dargestellten exponentiellen Entwicklungen mehrere Tage in die Zukunft gerechnet Schreckliches vermuten lassen. Deshalb wurden Maßnahmen gesetzt, die die Ausbreitung der Virusinfektionen eindämmen sollten. Darunter waren durchaus Maßnahmen, welche die bis dato gewohnten Freiheiten der Menschen beträchtlich einschränken.

Wie das Kaninchen vor der Schlange

stehen wir da und warten auf die neuen Zahlen. Interessant dabei ist die Beobachtung, dass sich die präsentierten Zahlen im Lauf der vergangenen Wochen nicht nur verändert haben – was ja klar ist – sondern dass andere Werte jeweils in den Mittelpunkt der Berichterstattung gestellt wurden. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Bekanntmachung von jeweils den einen oder anderen Zahlenwerten gewünscht war.

Möchte man nicht unterstellen, dass die Zahlen kolportiert wurden, die den Inhabern der Deutungsmacht genehm waren, so muss man nach anderen Ursachen für die beobachteten Inkonsequenzen suchen. Solche gibt es leider … was darauf hindeutet, dass die zur korrekten Analyse der Situation notwendigen Zahlen und Daten an der Übermittlung der Information an die zentrale Stelle (in diesem Fall im Sozialministerium) gescheitert waren. Das bedeutet, dass der Informationsfluss im Zeitalter der Digitalisierung nicht gut organisiert war und daher auch nicht reibungslos funktioniert hat.

Beispiele, die diese Vermutungen bestärken

Selbstverständlich stehen die Zahlen der mit dem Virus Infizierten und mit der Anzahl der durchgeführten Test in Korrelation. Die Anzahl der täglich infizierten Personen betrugen in der zweiten Hälfte des Monats März jeweils zwischen ca. 15% und 33% bei ca. 1700 bis 4.900 täglichen Tests. So verzeichnete man am 18.3. 314 Neuinfektionen bei 1.699 durchgeführten Tests (= 18,5%) – am 24.3. 952 Neuinfektionen bei 4962 durchgeführten Tests (= 19,2%). Dies bestärkt die Annahme, dass mit wesentlich mehr Test die Anzahl der Infizierten wesentlich höher wäre, als die tatsächlich ausgewiesenen Zahlen. Es wird in diesem Zusammenhang von einer Dunkelziffer (wie treffend 🙂 ) gesprochen

Dazu kommt ein weitere Ungereimtheit bei den Zahlen der Testungen. Am 2.4. wurde eine Anzahl von mehr als 36.000 Test ausgewiesen, während die Infiziertenzahl an diesem Tag bei 485 eine prozentielle Wertigkeit von nur 1,3% aufweist. Woher kommt so plötzlich eine dermaßen hohe Anzahl durchgeführter Testungen, die offensichtlich keinen Niederschlag in der Anzahl der Infizierten findet – irgenwie – irgendwo – plötzlich aufgetaucht!? 😉

Ein weiteres Beispiel, dass die präsentierten Zahlen voraussichtlich mit den Fakten nicht übereinstimmen, lieferte das Sozialministerium selbst. Anbei Ausschnitte von zwei Screenshots vom 4.4. – die Zahlen der Infizierten sind um 9:30 offensichtlich wesentlich höher als um 15:00 Uhr desselben Tages.

4.4.2020 9:30 Uhr 11.781 Infizierte
4.4.2020 15:00 Uhr 11.665 Infizierte


Bei genauerer Betrachtung wurden allem Anschein nach die Zahlen aus Vorarlberg, Tirol und Wien nachträglich korrigiert.

Sollten die Unterschiede der kolportierten Zahlen noch so gering ausfallen, so sind diese Zahlen doch Grundlage für weitere Berechnungen. Da die dabei verwendeten Modelle auf dem Prinzip der Exponentialiät beruhen, sei auf den von Edward Lorenz so bezeichneten Schmetterlingseffekt hingewiesen, der beschreibt, dass bei noch so geringfügig unterschiedlichen Anfangsbedingungen, diese im Laufe der Zeit enorme Auswirkungen nach sich ziehen können. Es sollten aus diesem Blickwinkel ausschließlich valide Werte, die auf konsensual definierten Fakten beruhen, in die Modellrechnungen einfließen.

Ergänzung vom 14.4.2020 – endlich sind unter https://info.gesundheitsministerium.at/ die jeweils aktuellen Zahlen und Daten so aufbereitet, dass daraus auch valide Darstellungen von Fakten möglich sind. 🙂